Günter Baby Sommer
Foto: Harald Krichel
„Auch wenn er längst alle amerikanischen Vorbilder dankend aus seinem Spiel verabschiedet hat, ist er einer der originellsten und witzigsten Jazzmusiker des alten Kontinents“, gratulierte die FAZ dem Schlagzeuger zum Achtzigsten.
Günter Baby Sommer ist einer der bedeutendsten Vertreter des Zeitgenössischen europäischen Jazz, welcher mit einem hoch individualisierten Schlaginstrumentarium zugleich eine unverwechselbare musikalische Sprache entwickelt hat. Sommer wurde 1943 in Dresden geboren und studierte ab 1962 an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber, als es dort noch keine Jazz-Klasse gab. ‚Jazz‘ durfte diese Art des Musizierens damals in der DDR nicht genannt werden. Seit 1995 ist er selbst Professor für Schlagzeug und Perkussion an dieser Einrichtung, gibt darin künstlerischen Hauptfach-Unterricht und hat das Fach „Freie Improvisation“ im Kurssystem eingeführt.
Sommers musikalische Beiträge zu den wichtigsten Jazzgruppen der DDR wie dem Ernst-Ludwig-Petrowksy-Trio, dem Zentralquartett und der Ulrich Gumpert Workshopband ermöglichten ihm den Einstieg in die internationale Szene. So arbeite er nicht nur im Trio mit Wadada Leo Smith und Peter Kowald, sondern traf mit so wichtigen Spielern wie Peter Brötzmann, Fred van Hove, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Cecil Taylor zusammen. Sommers Solospiel sensibilisierte ihn für Kollaborationen mit Schriftstellern wie Günter Grass. Mehrfach nahm er an den Musiktagen in Donaueschingen teil und bestritt Solo-Auftritte in der Berliner Philharmonie.
Sommers Diskografie umfasst über 100 Veröffentlichungen. Dank seiner Lehrtätigkeit nimmt er Einfluss auf die professionelle Vermittlung des zeitgenössischen Jazz an nachfolgende Generationen.