27. Festival Sandstein und Musik

Programm Carl Maria von Weber (1786-1826) Trio g-Moll op. 63 1. Allegro moderato 2. Scherzo. Allegro vivace 3. Schäfers Klage. Andante espressivo 4. Finale. Allegro Petr Popelka (geb. 1986) Kleine Suite für Flöte, Violoncello und Klavier 1. Preludio 2. La danza notturna 3. Serenata 4. La Marcia Pause Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Trio für Flöte (original Violine), Violoncello und Klavier c-Moll op. 66 1. Allegro energico e con fuoco 2. Andante espressivo 3. Scherzo. Molto allegro quasi presto 4. Finale. Allegro appassionato Ausführende Ensemble Bento Paul Rivinius (Klavier) Sabine Kittel (Flöte) Anke Heyn (Violoncello) Konzertdauer ca. 1 Stunde 40 Minuten inkl. Pause städtischer Geschäftigkeit – im Kreis seiner Familie, zurückgezogen auch er, in den Sommermonaten 1845 Ruhe und Gelegenheit fand, mit dem Trio c-Moll ein Werk zu schreiben, das in seiner thematischen und klangfarblichen Geschlossenheit geradezu beispiel- haft für die Tendenz, im Klaviertrio das musikalische Material im dichten Gewebe aller Stimmen zu inte- grieren, stehen kann. Die vier Sätze sind motivisch miteinander verzahnt. Dabei reicht Mendelssohn ein thematischer Kern, um ihn musikalisch weit zu ent- wickeln. Mendelssohn brauche offenbar „nur einen anscheinend kleinen Gedanken, um ihn zu etwas Bedeutendem zu gestalten“, zeigte sich der Rezen- sent der Neuen Zeitschrift für Musik von der einheit- lichen Gestaltung des Werkes fasziniert. Große Ausdruckskraft erhält das Werk, das in seiner formalen Anlage ganz den klassischen Vorbildern verpflichtet bleibt, auch durch seinen harmonischen Horizont, indem Mendelssohn in weit entfernte Tonarten moduliert, und schließlich durch die Apo- theose des Finalsatzes: Eine mit Nachdruck hervor- gestellte Choralmelodie verleiht dem Trio etwas Bekenntnishaftes, aber auch weit über sich hinaus Weisendes. Mendelssohn schenkte das Trio seiner Schwester Fanny zum Geburtstag – kaum wird er geahnt haben, dass sie zwei Jahre später über- raschend sterben sollte. Auf diese Erschütterung konnte er 1847 nur noch mit einem Streichquartett reagieren, im Duktus dem c-Moll-Trio ganz ähnlich, bevor er selbst an den Folgen eines Schlaganfalls starb. So unzulässig diese Verknüpfungen aus der Rückschau sein mögen – seine Zeitgenossen, allen voran Robert Schumann, haben Trost darin gefunden, in den „wundervollen Stellen“ des Trios in c-Moll und seinem apotheotischen Finale einen Vorschein des Schicksals, im Verweis auf das Göttliche einen „Sinn“ entdeckt zu haben. Wird Mendelssohns erstes Klaviertrio relativ häufig in der Besetzung mit Flöte, Violoncello und Klavier aufgeführt, so wird im zweiten in c-Moll die Violine nur selten durch eine Flöte ersetzt – vielleicht, weil sich dessen leidenschaftliche Stimmung einer farb- lichen Aufhellung stärker widersetzt? Seit sich Sabine Kittel, Anke Heyn und Paul Rivinius 2008 für ihr Zusammenspiel den Namen „Bento“ ga- ben und damit auf eine modulare Zusammenstellung von miteinander harmonierenden Speisen in Japan rekurrieren, praktizieren sie aber genau das: die Kom- bination verschiedener Farben zu einer neuen Har- monie im Programm und fügen in diesem Sinne auch Mendelssohns zweites Trio mit der Farbe und Per- spektive der Flöte eine weitere Ausdrucksebene hinzu. 19. Konzert Heidenau, Barockgarten Großsedlitz Sonntag 22. September 2019 17:00 Uhr Großsedlitz. Aus einem 1448 genannten Vorwerk entwickelte sich das Kammergut, nachdem der Kurfürst es 1723 zusammen mit Kleinsedlitz und Heidenau vom Reichsgrafen von Wackerbarth ge- kauft hatte. Von 1719 bis 1723 wurde der Barock- garten durch Graf Wackerbarth angelegt, dann von August dem Starken erworben und weiter aus- gebaut. Am Bau waren so bekannte Künstler wie Zacharias Longuelune (1669-1748), Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) und Johann Christoph Knöf- fel (1686-1752) beteiligt. Die Gartenanlage ist von Frankreich und Italien inspiriert. Obwohl unvollendet geblieben, ist sie eine der eigenwilligsten und voll- kommensten Kompositionen im Bereich barocker deutscher Gartenkunst. 49 „Wenn man weiß, für wen man schreibt, arbeitet es sich ja viel leichter.“ Für das Ensemble Bento entstand auch die Kleine Suite für Flöte, Violoncello und Klavier Petr Popelkas. Popelka, nach einem Musikstudium in Prag und Freiburg seit 2009 stellvertretender Solo-Kontra- bassist der Dresdner Staatskapelle, ist Gründungs- mitglied und Dirigent der Kapelle 21, die sich in der Tradition des Tonkünstlervereins der Interpretation zeitgenössischer Musik widmet, und komponiert selbst seit seinem zwölften Lebensjahr. Die Beschäf- tigung mit der klassischen Moderne, aber auch mit der böhmischen Volksmusik und schließlich den Zeit- genossen haben seinen Stil geprägt. Er sucht in sei- nen Werken „nach einer speziellen Art, Töne zu kombinieren. Jedes Stück braucht einen neuen Zugriff, eine neue Welt, aus der heraus die innere Logik eines Verlaufs deutlich wird.“ In der Auseinandersetzung mit der Musik, die ihn ge- rade – als Orchestermusiker, als Dirigent, als Künst- ler allgemein – beschäftigt, entstehen dabei „neue Kontexte, und das sind dann meine eigenen“, erklärte er 2017 anlässlich der Uraufführung seiner kleinen Suite. Zu ihr wurde er direkt vom Ensemble Bento angeregt: „Wenn man weiß, für wen man schreibt, arbeitet es sich ja viel leichter. Ich wusste genau, ich schreibe für meine lieben Kolleginnen, da ist meine Klangvorstellung dann verbunden mit der Art, wie sie Musik machen. In der ‚Kleinen Suite’ nehme ich in jedem Satz eine bestimmte Grundidee, und diese Idee arbeite ich dann aus und ziehe musikalische Kon- sequenzen. So entsteht die Form der Suite.“ So ist jeder Satz von einem zentralen Gedanken abge- leitet: im Preludio dominiert die Statik, im nächt- lichen Tanz des zweiten Satzes eine bestimmte Bewegung, dem letzten Satz liegt eine Reminiszenz an die Symphonik Mahlers zu Grunde.

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