27. Festival Sandstein und Musik
versuchten, die Zustimmung Claras Vaters Friedrich Wieck zu ihren Heiratsplänen zu erlangen. Die „Kinderszenen“ sind ausdrücklich nicht für Kinder gedacht, sondern als „Rückspiegelung eines Älteren für Ältere“, wie Schumann selbst sagt. Die kleinen Charakterstücke zeigen in der romantischen Vorstel- lung eine verklärende Sicht auf die Kindheit und damit auf Reinheit, Unbeschwertheit und Sorglosig- keit als Gegensatz zum schwierigen Alltag. Am 19. März 1838 schreibt Schumann an Clara Wieck: „Und daß ich es nicht vergesse, was ich noch komponiert. War es wie ein Nachklang von deinen Worten einmal, wo du mir schriebst, ich käme dir auch manchmal wie ein Kind vor – kurz, es war mir ordentlich wie im Flügelkleide, und hab ich da an die 30 kleine putzige Dinger geschrieben, von denen ich etwa zwölf ausgelesen und Kinderszenen ge- nannt habe.“ Schumann versteht seine musikalischen Miniaturen nicht als reine Programmmusik: „… die Überschrif- ten entstanden natürlich später und sind eigentlich nichts als feinere Fingerzeige für Vortrag und Auffas- sung.“ Der Komponist und Dirigent Hans Pfitzner äußert sich folgendermaßen: „Wir schlagen auf: Kin- derszenen von Schumann, Nr. 7, Träumerei. Jedes der kleinen Stücke dieses Opus ist musikalisches Gebilde von feinem Reiz, Poesie, Musikalität und vor allem persönlichster Eigenart …“ Im Herbst 1853 begegneten sich Robert Schumann und Johannes Brahms in Düsseldorf. Schumann schätzte die Kompositionen des jüngeren Brahms hoch ein, schrieb in der „Neuen Zeitschrift für Musik“ einen lobenden zukunftsweisenden Artikel über ihn und half ihm, beim Verlag Breitkopf & Härtel einige Werke zu veröffentlichen. „Mit Wollust und Behagen aus besagten Dissonanzen!“ Die Vier Klavierstücke op. 119 vollendete Brahms im Sommer 1893 mit 70 Jahren in Bad Ischl. Es sind seine letzten Werke für Klavier solo. Jede der vier Kompositionen weist einen anderen Charakter auf, umfasst in konzentrierter Form die Bandbreite der Brahms’schen Gefühls- und Ausdrucksmöglichkeiten auf dem Klavier. Fast wirkt die Kombination der Sätze wie eine Sonate. Das erste Intermezzo sandte Brahms an Clara Schumann mit den Worten: „Ich bin in Versuchung, Dir ein kleines Klavierstück abzu- schreiben, weil ich gern wüsste, wie Du Dich damit verträgst. Es wimmelt von Dissonanzen! Diese mö- gen recht sein und zu erklären – aber sie schmecken Dir vielleicht nicht, und da wünsche ich, sie wären weniger recht, aber appetitlich und nach Deinem 17. Konzert Lauenstein, Ev. Kirche Sonntag 8. September 2019 17:00 Uhr Lauenstein. Die erste Stadtkirche, deren Patrozini- um nicht überliefert ist, brannte 1584 ab und wurde unter Verwendung der noch vorhandenen Teile er- neuert. Im einschiffigen Chor ist das Rippengewölbe des 15. Jahrhunderts erhalten. Am Chor nach Nor- den angebunden ist die Sakristei sowie ein zweiter, wohl noch spätgotischer Raum, die Bünau-Kapelle. Den Schmuck des Portals im Westen schuf Micha- el Schwenke aus Pirna 1602. Die Reliefs: das Abendmahl, die Figuren Moses und Aaron sowie die knieenden Stifter und sitzenden Evangelisten, sind Meisterwerke der zeitgenössischen Plastik. 45 Programm Johann Sebastian Bach (1685-1750) Partita für Klavier Nr. 4 D-Dur BWV 828 1. Ouvertüre 2. Allemande 3. Courante 4. Aria 5. Sarabande 6. Menuett 7. Gigue Johann Sebastian Bach Italienisches Konzert BWV 971 1. [Ohne Bezeichnung] 2. Andante 3. Presto Pause Robert Schumann (1810-1856) Kinderszenen op. 15 1. Von fremden Ländern und Menschen 2. Kuriose Geschichte 3. Hasche-Mann 4. Bittendes Kind 5. Glückes genug 6. Wichtige Begebenheit 7. Träumerei 8. Am Kamin 9. Ritter vom Steckenpferd 10. Fast zu ernst 11. Fürchtenmachen 12. Kind im Einschlummern 13. Der Dichter spricht Johannes Brahms (1833-1897) Vier Klavierstücke op. 119 1. Intermezzo h-Moll 2. Intermezzo e-Moll 3. Intermezzo C-Dur 4. Rhapsodie Es-Dur Ausführender Peter Rösel (Klavier) Konzertdauer ca. 2 Stunden inkl. Vorprogramm und Pause Geschmack. Das kleine Stück ist ausnehmend melan- cholisch, und ‚sehr langsam zu spielen’ ist nicht genug gesagt. Jeder Takt und jede Note muss wie ritard. klingen, als ob man Melancholie aus jeder ein- zelnen saugen wolle, mit Wollust und Behagen aus besagten Dissonanzen! Herr Gott, die Beschreibung wird Dir Lust machen!“ In ihrer Antwort ist Clara Schumann begeistert und bittet um die Zusendung der weiteren Sätze. Zum ersten Mal erklingt dieser Schatz der Vier Klavier- stücke op.119 öffentlich 1894 in einem Konzert in London mit der damals noch sehr jungen ungarischen Pianistin Ilona Eibenschütz, einer Schülerin von Clara Schumann. Sie ist, wie sie in ihren Erinnerungen er- zählt, Brahms in Bad Ischl selbst häufig begegnet, auch in jenem Sommer 1893. „Dass der Geist der Musik übertragen und für den Hörer nachvollziehbar wird, ist das einzige, was wirk- lich wichtig ist“, findet Peter Rösel. Vorprogramm „Die Quintellektuellen“ Richard Rodney Bennett (1936-2012) „Travel Notes“ Riot Games Music Team (Arrangement: Jarry Goat) Aus dem Album „League Of Legends“ (2015) „Tales Of Rift“ Toby Fox (geb. 1991) Aus: „Undertale“, Soundtrack (2016) 100. Megalovania Ausführende Die Quintellektuellen Guido Philipp (Violine) Hannes Kerda (Violine) Elia Heimann (Viola) Hans Brudek (Violoncello) Jarno Petrick (Schlagzeug) Schüler der Musikschule Sächsische Schweiz Leitung: Alisa Smith
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