27. Festival Sandstein und Musik

13. Konzert Struppen, Ev. Kirche Sonntag 30. Juni 2019 17:00 Uhr Struppen. Stammsitz eines 1275 urkundlich genann- ten Rittergeschlechtes. Etwa zu dieser Zeit entstand der Bau der romanischen Kirche. Die Struppener Kir- che ist ein schönes Beispiel für die harmonische In- tegration von Elementen verschiedener Stilepochen in einem Bau. So ist das Kreuzrippengewölbe des Chores gotisch, der südliche Aufbau vor dem Haupt- portal mit seinem Volutengiebel zeigt Renaissance- formen, andere Bauteile stammen aus dem Barock beziehungsweise aus dem 19. Jahrhundert. 37 Programm Joseph Haydn (1737-1809) Streichquartett B-Dur Hob. III:78 op. 76/4 „Sonnenaufgang“ 1. Allegro con spirito 2. Adagio 3. Menuetto. Allegro – Trio 4. Finale. Allegro ma non troppo 25 Leoš Janácek (1854-1928) Streichquartett Nr. 1 „Kreutzer-Sonate“ 1. Adagio – Con moto 2. Con moto 3. Con moto – Vivace – Andante 4. Con moto – Adagio – Più mosso 20 Pause Antonín Dvo ř ák (1841-1904) Streichquartett G-Dur op. 106 1. Allegro moderato 2. Adagio ma non troppo 3. Molto vivace – Un poco meno mosso 4. Finale. Andante sostenuto – Allegro con fuoco Ausführende Aris Quartett Anna Katharina Wildermuth (Violine) Noémi Zipperling (Violine) Caspar Vinzens (Viola) Lukas Sieber (Violoncello) Konzertdauer ca. 1 Stunde 45 Minuten inkl. Pause lähmende Hoffnungslosigkeit. Themen, die der Kom- ponist im Vorfeld der Entstehung seines ersten Streichquartetts im eigenen Eheleben hat erfahren müssen – wenn auch aus der genau entgegenge- setzten Position zu Tolstois Hauptfigur der „Kreutzer- sonate“: Der langjährige und intime (Brief-)Kontakt zur annähernd 40 Jahre jüngeren Kamila Stösslová belastet die Beziehung zu Janáceks Frau Zdeňka sehr. Die Stösslová, selbst verheiratet, bleibt bis zum Lebensende die große Muse und unerwiderte Liebe im Leben des Komponisten und findet in mehr als ein Werk Eingang – wie etwa ins zweite Streichquartett „Intime Briefe“, welches er in seinem Sterbejahr verfasst. Zdeňka weiß all das, fürchtet, dass die Ehe, die nach dem frühen Tod der beiden Kinder ohnehin bröckelt, gänzlich zusammenbricht. Doch sie lässt es geschehen. Schließlich kommt Leoš Janáceks Ruhm auch der Gattin zugute. Es sind mehr als 700 Liebesbriefe, die er und seine platonisch Ge- liebte im Laufe der Jahre austauschen. Ein Preis, den Zdeňka zu zahlen bereit ist. In aller Kürze Jenes hohe Alter und die es begleitende Schaffens- kraft, die Haydn und Janácek erleben sollten, hat Antonín Dvořák nie erreicht. Mit 62 Jahren, in einer Lebensphase, wo die anderen sich noch einmal rich- tig verlieben oder Jahr um Jahr den nächsten Welt- erfolg einfahren, stirbt Dvořák in Prag. Dennoch hin- terlässt er einen umfangreichen und breit gefächer- ten Werkkatalog, der alle gängigen Gattungen ein- schließt. Anders als sein befreundeter Kollege und Landsmann Janácek schreibt er umfassend Kammer- musikwerke für größere und kleinere Besetzungen – davon insgesamt 14 für zwei Violinen, Viola und Violoncello. Das Streichquartett op. 106 in G-Dur aus dem Jahre 1895 wird das vorletzte bleiben. Am Ende jenes ereignisreichen Jahres schafft der Mitt- fünfziger die Komposition binnen vier Wochen und schließt direkt danach das 14. und letzte Streich- quartett ab. Dvořák ist gerade erst aus Amerika zurück, wo er neben seiner Unterrichtstätigkeit am National Conservatory of Music für seine das „Amerikanische“ in der Musik fördernden Kompo- sitionen gefeiert worden ist und zahlreiche Auf- führungen seine Werke hat realisieren und viele neue komponieren können. Mit diesem 13. Quartett gelingt Dvořák, der vorab das wohl berühmteste Cellokonzert (op. 104) der Musikgeschichte fertig- gestellt hat, ein weiterer großer Wurf. Und groß ist es in jedem Fall: Mit einer Spieldauer von etwa 37 Minuten steht es dem Cellokonzert kaum nach. Aber das ist für Dvořák nicht ungewöhnlich. Viele seiner Kammermusikwerke bewegen sich in diesem zeitlichen Rahmen. Da merkt man den Willen zur großen Form und zum ausufernden Erzählen. In einer Phase, die der Komponist verstärkt zum Verfas- sen sinfonischer Dichtungen, Programmmusiken und Opern nutzt, wird selbst den intimsten kammermusika- lischen Stücken episches Erzäh- len implementiert. Antonín Dvo ř ák im Jahre 1882 (Fotograf unbekannt)

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