27. Festival Sandstein und Musik

Programm „Die Welt und ich – 70 Jahre Emmerlich“ – eine musikalische Zeitreise, pointiert, heiter, lakonisch, mit witzigen Bezügen, Geschichten und Anekdoten, mit Evergreens und anderen Anspielungen, Swing, Rock ’n’ Roll, Musical, Chanson Arrangements: Michael Fuchs Ausführende Gunther Emmerlich (Gesang und Moderation) Michael-Fuchs-Band Michael Fuchs (Piano) Ive Kanew (Saxophon, Klarinette) Lars Kutschke (Gitarre) Roger Goldberg (Bass) Volkmar Hoff (Schlagzeug) Konzertdauer ca. 2 Stunden 20 Minuten inkl. Pause 11. Konzert Bad Schandau, Kulturstätte Sonntag 16. Juni 2019 17:00 Uhr Bad Schandau. Inmitten der grünen Idylle des Bad Schandauer Kurparks lädt die Kulturstätte mit ihrem großen Festsaal zu Konzerten, Vorführungen aller Art, Tanz- und Gesellschaftsveranstaltungen ein. Erbaut im Rahmen der Stadterweiterung um 1850 wurde das Gebäude zunächst als Hotel („Hegen- barth’s“) genutzt. Gemeinsam mit der benachbarten Konditorei (Gebäude Badallee 11), die eine Konzes- sion für den Ausschank von Likör und Wein hatte, übten die Gebäude schon damals eine hohe An- ziehungskraft aus. Im Jahr 1924 entstand ein Zwi- schenbau, der beide Gebäude miteinander verband – der heutige transparente Baukörper entstand nach 2003. Neben dem großen Festsaal für bis zu 400 Personen im Gebäudeteil Nr. 10, befinden sich heu- te im Gebäude der Kulturstätte, das Stadtarchiv und die Erich-Wustmann-Ausstellung. Seit 1940 ist das Museum im Gebäudeteil 11 untergebracht. Es wid- met sich der Stadtgeschichte und der Historie des Bergsteigens in der Sächsischen Schweiz. 33 ist von Rock bis Operette alles möglich, lediglich Oper geht in dieser Konstellation schlecht. Ich erkläre dies den Leuten, indem ich sage: Man kann in seinem Leben noch so viel Oper gesungen haben – wer einmal als Rock ’n’ Roller geprägt wurde, der bleibt einer. Diese Prägung lässt mich an mei- nen lieben Kollegen Peter Hofmann denken, des- sen früher Tod mich zugleich daran erinnerte: Das Leben ist zu kurz, um immer dasselbe zu singen. Trauern Sie alten Zeiten nach? Gelebtes Leben schmeißt man nicht weg. Das hat auch nichts mit dem Staat zu tun, in den man hin- einwächst. Um die Stellung, die ich ja beziehe, zu erkennen, muss man zwischen den Zeilen lesen. In einer Geschichte erzähle ich, dass ich während einer achtwöchigen Untersuchungshaft drei Kilo abgenommen habe. Das sei mir in Freiheit nie ge- lungen. Dann schlussfolgere ich: Es war nicht alles schlecht. – Sarkastischer geht es nicht! Denken Sie, wie mancher Altersgenosse, in der heutigen Zeit nicht mehr aufgehoben zu sein? Nein. Als einer, der in DDR-Zeiten schon mit Kaba- rett-Programmen unterwegs war, wusste ich, dass es nach 1989 keinen mehr interessieren würde. Ich musste neue Programme erarbeiten. Den alten Pointen trauere ich nicht nach. Es gibt neue? Auf jeden Fall. Ich habe mir nicht abgewöhnt, mich über Dinge, die es verdienen, lustig zu machen. Doch ist auch mal ganz gut, eine Weile für etwas zu sein, nicht immer nur gegen etwas – wie zu DDR-Zei- ten, wo wir nach dem Motto lebten: Ruinen schaffen ohne Waffen. Damals haben wir oft Dinge lediglich festgestellt. Sie waren nicht einfach veränderbar. Heute kann ich beispielsweise ein Benefizkonzert machen für ein marodes Theater. Es gibt Handwer- ker, die haben auch Material. Bei aller Unfertig- keit: Ich erfreue mich immer noch an der Demo- kratie. Allerdings bin ich kein Pointenhascher, kein Comedian. Ich kann Pointen nur gut leiden und baue sie spontan ein. So am Theater Chemnitz, wo ich in „My Fair Lady“ den Oberst Pickering spiele und mir textliche Freiheiten erlauben darf. Der Oberst mag sich umständlich äußern, wird aber gern be- wusst missverstanden. In einer solchen Situation schmeiße ich den Telefonhörer in die Ecke und schreie wütend „Brexit“. Der Saal tobte. Sie bleiben vielseitig gefragt. Was ist als Nächstes geplant? Das vierte Buch entsteht, ich bereite einen Abend mit der Kabarettistin Katrin Weber vor. Gemeinsam mit Tom Pauls und Ludwig Güttler tüfteln wir an einem Programm, das im Oktober in Pirna Premiere haben soll. Weiterhin werde ich Weihnachtssen- dungen beim MDR moderieren und demnächst eine neue CD erarbeiten. Eine Plattenfirma aus der Schweiz rief bei mir an. Ich fragte skeptisch: ‚Wis- sen Sie, wie alt ich bin?’ Und bekam als Antwort: ‚Aber Ihre Stimme ist noch fest!’ – Was soll ich da tun? Das Interesse freut mich doch. Aber bei all dem sollte auch mein Kardiologe sein Okay geben. Was treibt Sie an? Die Freude an der Arbeit. Nach wie vor bin ich intensiv unterwegs, frage mich manchmal, ob es langsam nicht ein bisschen weniger sein könnte. Nur, in meinem Beruf ist man entweder dabei oder eben nicht. Aber ich reise auch privat – nach Irland, an die Ostsee, in die Vogesen. Solange ich jedoch Lust spüre und nicht Last, werde ich auf der Bühne stehen. Gespräch: Karsten Blüthgen Gunther Emmerlichs Buch „Spätlese. Eine Rücksicht ohne Vor- sicht“ erschien 2017 beim Verlag Schwarz- kopf & Schwarzkopf.

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