27. Festival Sandstein und Musik

und ans Klavier gegangen, darunter Berliner Musiker, einige Blueser wie beispielsweiseManne Chicago oder ‚Piano‘-Schulze.“ Diese ganze Energie, die eine solche Live-Performance freisetzt, begeistert den Dresdner Pianisten heute gleichermaßen. Denn er ist überzeugt: „Wenn wir uns heute in eine Kneipe setzen und spon- tan am Klavier drei Boogies spielen, sind die Leute sofort entzückt […] Das sind Glücksmomente, wo es doch bei dem ganzen Überangebot heute wesentlich schwieriger geworden ist.“ Dieser Enthusiasmus des Duos 2hot schlug sich auch in der Gründung der Reihe „Hofmusik in Pieschen“ vor elf Jahren nieder. Am Anfang genügten zwei Klaviere in einem Hinterhof und eine Handvoll Musiker. Mittlerweile ist daraus mit St. Pieschen ein ganzes Stadtteilfest erwachsen, das 2019 bereits zum siebten Mal stattfindet. Verrückte Zeiten – alles schien möglich Überhaupt scheinen die Musiker von 2hot eng mit ihrer Heimat verwurzelt zu sein. Schon die Entschei- dung, als Musiker Anfang der Neunziger Jahre dahin zurückzukehren, zeugt von einer engen Verbundenheit. Im Interview erklärt der Pianist die Entscheidung – wie sollte es anders sein – mit einem Song: „Georg Kreis- lers ‚Ich fühl‘ mich nicht zu Hause‘ beschreibt recht eindrücklich die Gefühle, die ich hatte“, so Schöbel. In Dresden angekommen, tingelten die Beiden durch Clubs, spielten hier und da, nahmen ihre erste CD – Live in Dresden (1995) – auf. Es galt sich ein Business aufzubauen, Flyer und Plakate wurden gedruckt, die Werbetrommel kräftig gerührt, eigene Radiosendun- gen initiiert („Die blaue Stunde“). 1998 mieteten sie kurz entschlossen die Studiobühne im „Kulti“, gestal- teten mit Musikern und einem Zauberer einen ganzen Abend, von dem sie gerade so mit einem „blauen Auge“ davon kamen, erzählt Schöbel. Finanziell war die Aktion ein Risiko, das sich rückblickend aber gelohnt hatte. Es folgten viele Gigs im Rahmen des Dixielandfestivals im Kulturpalast. Heute ist das Duo fester Bestandteil des traditionsreichen internatio- nalen Festivals. Die Auftritte im Kulturpalast, ebenso wie jene in anderen heimischen Spielstätten, die als Kind oder Jugendlicher unerreichbar schienen, sind für Schöbel persönliche Höhepunkte. Dazu zählen auch die Gigs in der Jungen Garde oder im Jazzclub Tonne. Glücklich ist er außerdem über den Umstand, mit vie- len Musikern zu spielen, die ihn seit Anbeginn begeis- tert haben. Eine herausragende Stellung nimmt für ihn das Kon- zert zum 20-jährigen Jubiläum von 2hot am 26. Januar 2015 im Circus Sarrasani ein. „Das lag vor allem an un- seren Gästen“, sagt Schöbel bescheiden. Pianist Wolf- gang Torkler, das Duo Hand in Hand, die Trommel- gruppe Blechlawine, die Blueslegenden Henry Heggen und Vince Weber gestalteten damals den Abend mit. Dabei wäre es fast zu einer Absage gekommen: Her- bert Grönemeyer und viele weitere Künstler hatten just an diesem Abend zu einem Konzert am nahe gelege- nen Neumarkt geladen, um einerseits Stellung gegen die islamfeindlichen Aufmärsche der Pegida-Bewegung zu beziehen und andererseits ein Zeichen für Welt- offenheit zu setzen. Da Auseinandersetzungen be- fürchtet wurden, war es nicht ungefährlich, sich in der Dresdner Innenstadt aufzuhalten. Trotzdem zu spielen, war eine ganz bewusste Entscheidung: „Wir sind in- sofern unpolitisch, indem wir unser Zeichen setzten, ohne uns auf eine Seite zu schlagen. Das ist unsere Stadt, auch musikalisch.“ Beharrlichkeit zeigte das Duo auch in den folgenden drei Jahren. Mindestens an einem Montag im Monat spielten sie im Szeneclub Blue Note in der Dresdner Neustadt. „Die Neustadt war dann gerade in den er- sten anderthalb Jahren oft wie leergefegt“, erzählt Schöbel. Viele Anwohner hatten sich auf Gegendemos versammelt. „Das, was wir als Musiker tun wollten, ist, dem Ganzen unsere Normalität entgegenzusetzen“, so Schöbel. „Wir wollen Musik machen und wir wollen, dass die Leute mit Spaß in die Stadt gehen. Je normaler, desto besser.“ Im übertragenen Sinne bleibt das Leben der Musiker eine lange Autofahrt, fernab von Stillstand. Aktuell be- streitet das Jazz’n’Boogie-Trio 2hot deutschlandweit etwa 70 Konzerte pro Jahr. Sie begeistern sowohl zu verschiedenen Festivals als auch als temporeiche Begleitung einiger Tom-Pauls-Programme. Darüber hinaus gestalten sie eigene Konzerte oder feste Reihen, wie eine für 2019 geplante in der Dresdner Ballsportarena. Beim Festival Sandstein und Musik ist das Duo zum zweiten Mal zu hören. 8. Konzert Dohna, Ev. Kirche Samstag 1. Juni 2019 17:00 Uhr Dohna. Aus einer Siedlung an der Burg wurde 1445 zunächst ein Städtchen, 1590 schließlich die Stadt Dohna. Seit der Vertreibung der Burggrafen von Dohna 1402 gehörten Burg und Stadt zur Mark Meißen. Die heutige Stadtkirche, als St. Petrus und St. Marien geweiht, entstand als spätgotische, drei- schiffige Hallenkirche. Die östliche Chorwand trägt die Jahreszahl 1489. Der dreiseitig geschlossene Chor und der untere Teil des Turms an der Südost- ecke des Langhauses dürften bereits Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden sein. 1833 bis 1841 wur- de St. Marien nach Plänen von Joseph Thürmer und nach dessen Tod unter Mitwirkung von Gottfried Sem- per restauriert. Bedeutendstes Ausstattungsstück ist der Marienaltar von 1518 geblieben. Eine reizvolle, offene Freitreppe von 1684 führt zum Turm. Die äuße- re Architektur des Langhauses wurde 1980/81 wie- derhergestellt. 27 Programm Duo 2hot – eine pikante, kaum „zu heiß“ servierte Dresdner Mischung aus Boogie, Blues, Dixieland und Jazz der 1920er-Jahre. Ausführende 2hot Christian Schöbel (Klavier) Mario Meusel (Schlagzeug) Konzertdauer ca. 2 Stunden inkl. Pause

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