27. Festival Sandstein und Musik

Programm Johann Pachelbel (1653-1706) Präludium, Adagio und Ciaccona für Orgel d-Moll Jean Baptiste Loeillet (1680-1730) Sonate für Trompete und Orgel Nr. 2 c-Moll Adagio Vivace Largo Allegro Gavotta Presto Johann Gottfried Walther (1684-1748) Concerto für Orgel A-Dur Andante – Andante Allegro Pastorella Allegro Gottfried August Homilius (1714-1785) „Oh, Gott, du frommer Gott“, Choralvorspiel für Corno da caccia und Orgel HoWV X.20 Gottfried August Homilius „Komm, Heiliger Geist“, Choralvorspiel für Corno da caccia und Orgel HoWV X.1 Johann Sebastian Bach (1685-1750) „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, Choralvorspiel für Orgel BWV 647 Johann Sebastian Bach „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“, Choralvorspiel für Trompete und Orgel Johann Sebastian Bach „Lobe den Herrn, den mächtigen König“, Choralvorspiel für Trompete und Orgel Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge für Orgel a-Moll BWV 543 Pietro Baldassari (Baldassare) (um 1683-nach 1768) Konzert für zwei Trompeten und Orgel Es-Dur Allegro Grave Allegro Bearbeitungen: Ludwig Güttler Ausführende Ludwig Güttler (Trompete, Corno da caccia) Thomas Irmen (Trompete, Corno da caccia) Friedrich Kircheis (Orgel) Konzertdauer ca. 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause der Leipziger Zeit, teils aus dem Choralkantaten-Jahr- gang 1724/25. Der Choralbearbeitung BWV 647 als Vorlage diente ein Satz der gleichnamigen Choral- kantate BWV 93, genauer: deren vierte, als Duett gefasste Strophe „Er kennt die rechten Freuden- stunden“. Aus dem gleichen Jahr, 1724, und ebenfalls aus einer Choralkantate stammt der Satz über „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“, entnommen der Kantate gleichen Titels BWV 113. Der Choralkantate BWV 137, entstanden außerhalb des bekannten Jahr- gangs, entnommen ist schließlich das passagen- reiche Choralvorspiel für Trompete und Orgel „Lobe den Herrn, den mächtigen König“. Europäische Dimensionen Eröffnet wird dieses Konzert mit Johann Pachelbel, der vor allem als Organist in Mittel- und Süddeutsch- land wirkte. Innovativ als Komponist war Pachelbel vor allem in seinen 21 Sonaten für Cembalo, in denen er 17 Tonarten zur Anwendung kommen lässt und damit – weit vor Bachs Wohltemperiertem Klavier – eine schöpferische Auseinandersetzung mit der von Andreas Werckmeister propagierten temperier- ten Stimmung belegt. Die Trias charakteristischer Satztypen mit freiem Vorspiel (Präludium), lang- samem, sanglichem Mittelteil (Adagio) und streng strukturierter Ciaccona bietet einen Einblick in Pachelbels kaum minder reizvolles Orgelschaffen. Der die Choralvorspiele umgebende, lebhafte Streifzug durch barockes Repertoire führt vorbei an Sonaten und Konzerten aus verschiedenen Musikzentren Europas, darunter Jean Baptiste Loeillet (London) 7. Konzert Königstein, Ev. Kirche Donnerstag 30. Mai 2019 17:00 Uhr Königstein. In den Jahren 1720 bis 1724 errichtete George Bähr in Königstein um die zu klein gewor- dene St. Marienkirche einen neuen Kirchenbau. Nach dessen Fertigstellung wurde die alte Kirche abgetragen. 1810 fiel die Kirche einem Stadtbrand zum Opfer. Die Wiederherstellung erfolgte inner- halb der alten Umfassungsmauern und war 1823 ab- geschlossen. Die geräumige evangelische Kirche enthält einen in drei Richtungen geschlossenen Saal, an dessen Flanken sich je zwei Emporen an- schließen. Ein mächtiger Kanzelaltar schließt den Raum nach Osten ab. 25 und Pietro Baldassari (Italien). Stationen liegen ebenso in Mitteldeutschland bei Johann Gottfried Walther und Johann Sebastian Bach (auf die Verbin- dungen und Parallelen beider geht Vitus Froesch weiter vorn in seiner Einführung in das Konzert mit Silbermannpreisträger Johannes Krahl am 7. April 2019 ein). Europäische Weite wird hörbar auch im Satzpaar BWV 543, einem von zahlreichen Belegen für Bachs vom eigenen Musikantentum befeuerte komposito- rische Meisterschaft und hier zugleich für die frühe Inspiration durch italienische Vorbilder. Der Werk- typus steht im Zentrum des freien Orgelschaffens. Präludium und Fuge bilden ein Paar selbstständiger Sätze von annähernd gleichem Gewicht, beide sind pedaliter zu spielen. Selbst in der Fuge wird die Bass- stimme vollständig vom Pedal ausgeführt, was die Lagen der einzelnen Stimmen und somit die kompo- sitorische Struktur im Ganzen festigt. BWV 543, das vermutlich aus den frühen Weimarer Jahren stammt, ist das am stärksten fokussierte Werk seiner Art. Nirgendwo hielt Bach in einem Präludium konse- quenter am Anfangsmotiv fest. Für das Fugenthema verarbeitete er erstmals ein harmonisches Schema, das sich oft in den Ritornellen Vivaldischer Konzerte finden lässt. „Anfang und Ende gehören dem Konzertieren. Man hört, wie sich die Trompete als Soloinstrument zu behaupten versucht – vernimmt daneben aber die Orgel mit einem Passagen- und Klangspiel, das alle Zweifel zerstreut, hier ginge es lediglich ums Be- gleiten“, beschreibt Ludwig Güttler die Dramaturgie seiner Programme für Trompete, Corno da caccia und Orgel. „Diese Musik von virtuosem Anspruch um- schließt, ja beschützt einen inneren Programmteil, der gedanklich dichter, verinnerlichter angelegt ist. Die Gattung des Choralvorspiels hat für mich etwas Einzigartiges, Absolutes, es steht für einen unglaub- lichen gedanklichen Reichtum.“ Gottfried August Homilius, geboren in Rosenthal, Elbsandstein- gebirge. Radierung von Christian Ludwig Seehas (1753-1785) aus dem Jahre 1782

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