27. Festival Sandstein und Musik

Programm Das Tango-Ensemble Cuarteto Bando brilliert in seiner besonderen Kammerbesetzung. Im Quartett tritt das differenzierte, solistische Spiel des Bandoneons hervor. Violine, Kontrabass und Piano treiben es vor sich her und provozieren die tangotypische Phrasierung und Geläufigkeit, welche Jürgen Karthe perfekt beherrscht. Nach dem international renommierten Carambolage-Orchester kehrt der Dresdner Bandoneonspieler nun in dieser Formation zum Festival zurück. „Bando“ ist die liebevolle Bezeichnung für das Bandoneon, das dem Tango seine Stimme gab. Das Quartett hat sich dem traditionellen wie modernen Tango Argentino verschrieben, bietet Musik aus 100 Jahren Tangogeschichte von Astor Piazzolla über Mariano Mores bis Angel Villoldo. Darüber hinaus stehen eigene Stücke auf dem Programm, das bei Redaktionsschluss noch nicht vorlag. Das Programm moderiert Jürgen Karthe. Ausführende Cuarteto Bando Jürgen Karthe (Bandoneon) Juliane Rahloff (Violine) Steffen Heinze (Klavier) Robert Brenner (Kontrabass) Konzertdauer ca. 1 Stunde 50 Minuten inkl. Pause gebaut, um möglichst alle verfügbaren Informatio- nen zur Entwicklung des Instruments und der Tanz- form zusammenzutragen und zu dokumentieren. Was Jürgen Karthe herausfand, dürfte viele er- staunen. Wer weiß schon, dass das Bandoneon sei- nen Ursprung im Erzgebirge hat und aus einem volkstümlichen Balginstrument namens Carlsfelder Concertina hervorging – die allerdings noch einen viel geringeren Tonumfang hatte? In einem Text von Karthe ist zu lesen: „Obwohl die Idee dem Carlsfel- der Instrumentenbauer Carl Zimmermann zuzuschrei- ben ist, hat ein gewisser Heinrich Band aus Krefeld am Niederrhein (Musikalienhändler und Verleger) veranlasst, zahlreiche Instrumente in Sachsen auf- zukaufen, minimale Veränderungen daran vorzuneh- men und er hat das Instrument fortan Bandoneon genannt. Carl Zimmermann verkaufte wiederum sein Patent des Instrumentenmodells an die Familie Arnold im beschaulichen Örtchen Carlsfeld, die da- mit einen weltweiten Durchbruch erlangen sollte. So entstanden in Deutschland Anfang des 20. Jahrhun- derts in kürzester Zeit zahlreiche Bandoneonvereine, die sich bis zu Beginn des 2. Weltkrieges bis an die tausend ausweiteten. Bis heute existieren zwei Systeme der Tonanordnung (die rheinische = argen- tinische und die deutsche).“ „Kraft und Schönheit, Sehnsucht und Intimität, aber auch das Leidenschaftliche und Gewaltige“ Der klangliche Unterschied zwischen Bandoneon und Akkordeon resultiert unter anderem aus deren jewei- ligen Stimmungen: Beim Bandoneon wird jeder Ton durch zwei Stimmzungen im Oktavintervall erzeugt, beim Akkordeon spricht man dagegen von einer Tremolostimmung, bei der zwei Stimmzungen nur 5. Konzert Stadt Wehlen, Ev. Kirche Samstag 11. Mai 2019 17:00 Uhr Stadt Wehlen. Anfang des 15. Jahrhunderts entstand am Ufer der Elbe und unterhalb der Burg das Städt- chen Wehlen. Reste einer spätgotischen Stadtkir- che sind noch heute im Burggarten zu sehen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Kirche bau- fällig geworden und es wurde an anderer Stelle direkt am Markt eine neue errichtet. Es ist eine Saalkirche in vorwiegend neoromanischem Stil, die zweimanu- alige Orgel wurde in der Dresdner Werkstatt der Ge- brüder Jehmlich gebaut. 21 leicht gegeneinander verstimmt sind. Ein voller und sehr klarer Klang ist daher charakteristisch für das Bandoneon, das für Jürgen Karthe „Kraft und Schön- heit, Sehnsucht und Intimität, aber auch das Leiden- schaftliche und Gewaltige“ ausstrahlt. Weiter heißt es bei ihm: „Daher ist es kein Wunder, dass sich die Argentinier dieses Instrument für ihre klagenden Melodien des Tangos auserkoren haben. Sieht man sich das kleine kompakte Kästchen mit seiner ver- wirrenden Anordnung von Knöpfen und Tönen und seinem gewaltigen, sich endlos auseinander ziehen- den Balg an, so hat man eher das Gefühl, es handele sich hier um eine extravagante Persönlichkeit als ein- fach nur um einen Tonerzeuger. So bezeichnete Astor Piazzolla es auch als seine ‚zweite Frau’.“ Um diese eigenwillige „Persönlichkeit“ zu durchdrin- gen und das Instrument noch besser kennen zu ler- nen, vollzog Jürgen Karthe den Weg des Bando- neons nach: von Sachsen nach Buenos Aires. Neben technischer Perfektion ging es ihm dabei vor allem darum, jenem besonderen Lebensgefühl auf die Spur zu kommen. Dass er das geschafft hat, macht ihn heute zu einem der bedeutendsten Bandoneon- spieler der deutschen Tangoszene. Und wenn man so will, ist sein Instrument über den Umweg Argenti- nien letztlich als Stimme des Tangos nach Deutsch- land zurückgekehrt. Begründer des Tango Nuevo – Legende – Vorbild und Anregung: Astor Piazzolla, hier auf dem Cover seines Albums „Tristezas de un Double A“ (1987)

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