27. Festival Sandstein und Musik

Ein großer Unterschied zu Bach bestand bei Walther darin, dass letzterer zum Musizieren stets auf Noten angewiesen war, denn mit der Fähigkeit des Aus- wendigspielens und des Improvisierens war Walther nicht gesegnet. Daher entstanden manche seiner Werke für die praktische Anwendung im Organisten- Gleich in mehrfacher Hinsicht geht es in diesem Konzert um „Schätze unserer Heimat“. Einen ersten Bezug bietet die evangelische Kirche in Reinhardtsgrimma, die eine der schönsten Orgeln Gottfried Silbermanns beherbergt. Das Instru- ment besitzt ein Manual, Pedal und 17 Register und zählt damit zu den kleineren, für den ländlichen Raum typischen Werken des Orgelbaumeisters (zum Vergleich: an der Großen Orgel im Dom zu Freiberg lassen sich auf drei Manualen und Pedal 44 Register ansteuern). Seit ihrer Einweihung 1731 erklingt die Orgel in Reinhardtsgrimma zur Freude der Gemeinde und der Konzertbesucher, seit der letzten Restau- rierung 1997 durch den Dresdner Orgelbauer Kristian Wegscheider, wieder weitgehend in ihrer originalen Klanggestalt mit ungleichstufiger Temperatur. Komponisten prägen ihre Heimat mit ihrem Werk akustisch Im Sinne von akustischer Heimat wird eine Land- schaft ebenso durch ihre Komponisten geprägt. Mar- kant wird dies bei Johann Sebastian Bach, ähnlich verhält es sich jedoch mit Johann Gottfried Walther, ein Vetter zweiten Grades des bedeutendsten Leip- ziger Thomaskantors. Die beiden Kollegen, Verwand- ten und nahezu Gleichaltrigen – Johann Sebastian Bach wurde am 31. März 1685 in Eisenach, Johann Gottfried Walther am 18. September des Vorjahres in Erfurt geboren – kamen sich in manchen Lebens- stationen nahe. NachdemWalther zunächst Organist an der Kirche St. Thomas in seiner Geburtsstadt war, bewarb er sich, parallel zu Bach, 1707 um das Orga- nistenamt an St. Blasius in Mühlhausen, bevor er zugunsten seines Vetters die Bewerbung zurückzog. Seine Lebensstellung erhielt Walther kurz darauf ebenfalls als Organist, an St. Peter und Paul in Weimar. Bach folgte ihm in diese Stadt 1708, zu- nächst als Hoforganist, von 1714 an für drei Jahre als höfischer Konzertmeister, bis ihn sein Weg über die anhaltinische Fürstenresidenz Köthen, wo er als Hofkapellmeister amtierte, 1723 nach Leipzig führte. Hier wirkte Bach bis zu seinem Lebensende als Thomaskantor und städtischer Director Musices. Walther hingegen behielt seine Organistenstelle in Weimar, bis er 1748 starb. Neben seinen Kompo- sitionen hat er sich einen bedeutenden Namen ge- macht mit seinem „Musicalischen Lexicon“, das 1736 herauskam und noch heute als aussagekräftige Quelle zu Biographien und musikalischer Praxis je- ner Zeit dient. Von „guter Componisten Arbeit in Partituren“ Von Dr. Vitus Froesch 18 amt. Wie viel von diesem Bestand verloren gegan- gen ist, kann nicht gesagt werden. Die meisten er- haltenen Kompositionen entstanden erwartungs- gemäß für die Orgel, vornehmlich Choralbearbeitun- gen. Daneben schrieb Walther 12 Orgeltranskriptio- nen italienischer Instrumentalkonzerte, etwa von Dieses Konzert wird präsentiert von Einer der besten Organisten seiner Zeit, Meister des Kontrapunkts, mit der Abschrift seines sechsstimmigen Kanons BWV 1076. Kopie (1748) von Elias Gottlob Haußmann (1695-1774), nach seinem 1746 gemalten, dem einzigen erhaltenen authentischen Por- trät Johann Sebastian Bachs.

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