27. Festival Sandstein und Musik

Yorker 52. Straße im Herzen von Manhattan zum Klingen – nein: zum Swingen! Die zur Hochzeit des Jazz auch als „Swing Street“ bekannte Straße beherbergte in den 1930er- bis 1950er-Jahren zahlreiche Jazzclubs. Es ist, als ob uns Maaß und das Dresden Brass Quintet an die Hand nähmen, an dem ein oder anderen Club vorbeischlendern, kurz einmal reinhören, um dann diese „Street of Jazz“ weiter abzugehen, hin zum nächsten Club. Potpourri der Fernsehgeschichte Am Ende dieses gut drei Kilometer langen Sound- walks erwartet uns wieder eine Überraschung. Auch wenn die 52nd Street als „Straße, die niemals schläft“ bezeichnet wurde: Mit dem ersten, dun- kel in b-Moll tönenden Blechbläserquintett des russischen spätromantischen Komponisten Wiktor Wladimirowitsch Ewald lässt es sich durchaus gut Kinderkonzerten, ist beständiger Teil der Musik- praxis der fünf Blechbläser. Harte Töne, weicher Kern? Bilder- und kontrastreich sowie Assoziationen we- ckend ist auch das Programm beim diesjährigen Festival. Mit Alexander Arutjunjan geht es in Rich- tung Kleinasien: die „Armenischen Szenen“ entstan- den 1984 und verwenden melancholisch folkloris- tische Fragmente, die zu Liedern für verschiedene Tageszeiten und Feierlichkeiten einladen. Da ersteht das armenische Hochland inmitten der Sächsischen Schweiz und man meint, den Ararat am Horizont erahnen zu können. Fern der „Schätze unserer Heimat“ nimmt das Dres- den Brass Quintet sein Publikum weiter mit über den großen Teich: Torsten Maaß, selbst Trompeter, bringt in seiner „52nd Street Suite“ die berühmte New Kennen Sie den schon …? Musikerwitze, vor allem Blechbläserwitze, drehen sich doch immer um zwei Themen: um die Musiker – es handelt sich stets um männliche Vertreter dieser ganz besonderen Spezies – seien (1) dem Alkohol über- mäßig zugetan (Witzkategorie: Ein Musiker geht an einer Bar vorbei …) und (2) häufig ungeschlacht, spielten immer unsauber – sind also in jeglicher Hinsicht inkompetent (Witzkategorie: Angst vor Kreuzen etc.). Was aber passiert im wirklichen Leben, wenn sich mehrere Blechbläser – und Blech- bläserinnen! – finden und gemeinsam musizieren? Das Genre ist anhaltend beliebt. Natürlich darf da ein an Tradition so reiches Land wie Sachsen nicht zurückstehen! Blechblasmusik ist modern, hip, an- spruchsvoll für Jung und Alt – und hat längst fernab altbackener Um-ta-tas-walzerseliger Heile-Welt- Alpenromantik ihren Platz gefunden – wie die Inter- pret*innen dieses vorfrühlingshaften Konzerts be- zeugen. Mit großer interpretatorischer Spannweite präsentieren sich das Dresden Brass Quintet und die Sebnitz Bigband aus Schüler*innen der Musikschule Sächsische Schweiz. Übrigens: Dass Blechblasen keine ausschließliche Männerdomäne mehr ist, hat im vergangenen Jahr die erst 20-jährige Öster- reicherin Selina Ott mit ihrem Sieg beim ARD-Musik- wettbewerb unter Beweis gestellt – zum Vorbild für viele junge Musikerinnen und kleine Trompeter- innen, von denen sicher einige in der Stolpener Kirche sitzen werden … Mit alten Bekannten durch Raum und Zeit Die Männer des Dresden Brass Quintet sind schon lange keine Unbekannten mehr. Erst letztes Jahr luden sie in die gut besuchte Hohnsteiner Kirche da- zu ein, mit ihnen „In 80 Minuten um die Welt“ zu reisen. Querfeldein durch Land und Leute und alle musikalischen Kulturen und Gattungen – da kennt das DBQ keine Berührungsängste! Wieso auch? Mit ihren goldstrahlenden und silberhellen Instrumenten besitzen sie stets die Lizenz zum Tröten: ein vielfar- biges Programm wie das diesjährige zeigt es einmal mehr auf heiter-eindrucksvolle Weise. Da stehen die berühmten Musiken aus den Spionagefilmen und -serien von „James Bond“ und „Mission Impossible“ ebenso unvermittelt wie logisch ergänzt neben barocken Werken von Bach, Pezelius und Boyce. Die „Prozession der Noblen“ aus Rimski-Korsakows Oper „Mlada“ wechselt mit der „52nd Street Suite“ des zeitgenössischen Komponisten und Arrangeurs Torsten Maaß. Das ist mutig und unkonventionell – aber für das Dresden Brass Quintet selbstverständ- lich: Vermittlung von Freude an der Musik, nicht zuletzt in Form von Workshop-, Gesprächs- und Mit der Lizenz zum Tröten Von Peter Motzkus 14 In dieser schlichten Plastik eines Trompeters verbindet sich das metallisch Robuste mit dem Filigranen. Auch weckt sie leise die Asso- ziationen vom Tod. Der ist allgegenwärtig bei James Bond. Monty Normans hitverdächtige Titelmusik zur Filmserie darf in keinem guten Brass-Programm fehlen. Wird präsentiert von der ENSO Energie Sachsen Ost AG

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